#makeiteasyplease

Auch wenn es oft ganz anders dargestellt wird: der Weg zum Real-Time-CGM (rTCGM) ist mit einigen Stolpersteinen versehen. Und nach wie vor bin ich der Ansicht, dass nicht jeder von einem rTCGM-System profitiert. Dennoch möchte ich die technischen Weiterentwicklungen der letzten Jahre auf keinen Fall missen und unterstütze jeden Antrag!


Seit Jahresanfang bin ich mittendrin und versuche euch mal die möglichen Abläufe graphisch näher zu bringen. Mein erstelltes Flowchart bezieht sich auf das Ablaufverfahren für die Beantragung in Bayern. Das es in anderen Bundesländern teilweise einfacher oder auch anders ist, soll an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. 

Momentan darf ich etliche Patienten mit rTCGM betreuen und Sie durch den „Beantragungsdschungel“ und die Zeit danach lotsen.

CGM Flowchart

Zu Beginn steht erst mal die eindeutige Indikation, warum ihr dringend eine Unterstützung mittels rTCGM braucht. Die Gründe können unterschiedlich sein, sollten aber individuell formuliert werden. Eurer Diabetesteam ist der erste Ansprechpartner, wenn es um die Auswahl des besten Systems für euch geht. Der Diadoc muss ein qualifizierter Arzt (im besten Fall Diabetologe) sein und bei euch muss ein Diabetes mellitus und eine intensivierte Therapie vorliegen. Des Weiteren muss unter den aktuellen Therapiebedingungen das vereinbarte Therapieziel nicht erreicht worden sein. Die Lebensumstände müssen bei der Beurteilung ebenfalls mitberücksichtigt werden (Punkt 1)*.

Weiter geht’s! Nach dem bei Punkt 2 und 3 alle Unterlagen beisammen sind, sollte vorerst nur das Rezept bei eurer Krankenkasse abgegeben werden. Darauf ist das Herstellermodell gelistet, eine Diagnose und die Begründung z.B. Nichterreichung des Therapieziels. Lasst euch den Eingang bitte schriftlich bestätigen! Danach sendet die Krankenkasse an den Hersteller eine Anfrage und der sendet einen Kostenvoranschlag zurück (Punkt 4,5 und 6). Übrigens gilt bundeseinheitlich: die Erprobungsphase sollte ca. 6 Monate betragen, Ausnahme macht da nur die Barmer GEK, die 1 Jahr Probe vorgibt. Dann schreibt euch die Krankenkasse a) entweder eine Zusage oder b) wie in den meisten Fällen eine Ablehnung mit der Begründung: eine Weiterleitung des Rezeptes an den MDK ist erfolgt und es fehlen Unterlagen zur Beurteilung. Hier keine Panik! Die Unterlagen können an den MDK nachgereicht werden – den gesonderten Umschlag dazu gibt’s von der jeweiligen Krankenkasse (Punkt 7).

Am besten zum Diadoc und dort alle Unterlagen (Diabetesdoku von 3 Monaten) zusammenfügen, damit nichts verloren geht und der Gutachter wirklich alle Fakten sichten kann (Punkt 8). Das muss auch laut des Datenschutzgesetzes so passieren. Medizinische Unterlagen dürfen nur von Ärzten und nicht von den Krankenkassen eingesehen werden. Danach gibt der MDK innerhalb der gesetzlichen Fristen seine Beurteilung an die Krankenkasse weiter (Punkt 10). Diese erteilt dann eine Genehmigung oder Ablehnung. Im besten Fall wird dann der Hersteller informiert und das rTCGM-Gerät wird entweder durch einen Aussendienstmitarbeiter der Firma eingewiesen oder von eurem Diabetesteam ( Punkt 11+12).

Der Aussendienst darf aber nur eine rein technische Einweisung vornehmen und keine therapierelevanten Empfehlungen geben! Alarmeinstellungen sollten in der Patientenakte gespeichert werden, ebenso wie das zu erreichende Therapieziel unter rTCGM. Auch das Thema Datenauswertung sollte eingehend besprochen werden (Punkt 13+14). Innerhalb der Erprobung kommt es dann zu vielen Beratungen, Verbesserungen der Alarmeinstellung sowie allgemeinen Erfahrungsaustausch. Nach Ablauf der Erprobung gibt es dann eine abschließende Bewertung des Diadocs (Punkt 15). Und dann heisst es wieder warten…

*Wir nehmen mittlerweile erst einmal 3- Monate Dokumentation von den Patienten unter die Lupe, da mittlerweile fast jede Krankenkasse die Anträge an den medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) weiterleitet. Das liegt zum Einen daran das eurer Sachbearbeiter meist keine diabetologischen Fachkenntnisse hat und zum Anderen daran, dass es sich um ein sehr teures Hilfsmittel handelt.

 

#schnellerhöherweiter#fiasp

Seit nunmehr 01.04.2017 ist das neue Insulin Fiasp von Novonordisk erhältlich. Es ist bisher für Erwachsene, Schwangere und Insulinpumpenträgern zugelassen. Angeblich soll es bis zu 10 Minuten schneller anfluten. Ich bin auf die ersten Erfahrungsberichte gespannt!

Der Dauersupporter – CGM Part One

Gut Ding will bekanntlich Weile haben und deshalb hat dieser Post auch eine gewisse Zeit gebraucht, bis ich ihn fertig stellen konnte. Ich habe nach dem letzten Prüfungsmarathon endlich alles abgeschlossen und möchte wieder mehr schreiben.

Den Anfang soll  ein sehr aktuelle Thema machen. Ich möchte mit euch meine bisherigen Erfahrungen rund um das Thema Verordnung und Antragsstellung teilen und einen persönlichen Einblick geben, wie dass im Praxisalltag konkret aussieht. Den Inhalt des G-BA Beschluss aus dem Juni 2016, der die Kostenerstattung der CGM-Technologie möglich gemacht hat, werde ich hier nicht erneut erklären. Allerdings ist er natürlich eine wichtige Grundlage, wenn es um die Verordnung geht.

Wie läuft das nun also?

Ich kläre mit meinen Patienten erstmal folgendes: warum braucht wird ein CGM gebraucht und weshalb wird das Therapieziel nicht erreicht? All das muss dann auch mit dem Diadoc besprochen und in der Patientenakte dokumentiert werden. Danach wird gemeinsam erarbeitet, welches CGM-System überhaupt in Frage kommt. Hat der Patient bereits eine Insulinpumpe und wenn ja welche? Wie werden die Daten verarbeitet, was für Features werden wirklich gewünscht und genutzt? Wir bieten für alle Interessierten auch Gruppenberatungen an, wo alle aktuellen Systeme vorgestellt und mit einander verglichen werden.

Ist die Entscheidung gefallen geht es an die Verordnung. Wir verordnen auf einem Kassenrezept. Das es sich um ein Hilfsmittel handelt, ist die Diagnose zwingend aufzuführen. Als Begründung schreiben wir zusätzlich noch die „Nichterreichung des Therapiezieles“. Alle weiteren Daten z.B. aktueller HbA1c-Wert oder ähnliches haben auf dem Rezept nichts zu suchen. Das verstößt nämlich gegen. Wie die Kasse regiert ist vollkommen unterschiedlich: teilweise wird ohne Begründung abgelehnt, teilweise werden Unterlagen oder Gutachten eingefordert. Teilweise wird auch unkompliziert genehmigt. Wichtig ist: im GBA-Beschluss steht weder etwas von der Einreichung von Blutzuckertagebüchern noch von einem ärztlichen Gutachten. Wir schreiben deshalb keine Gutachten und verwenden das Schreiben des DDB. Ob Patienten ihre Tagebücher einreichen entscheiden Sie selbst.


Seit Januar 2017 gilt das neue Umschlagverfahren für den medizinischen Dienst der Krankenkasse. Das heißt, dass alle gesundheitsrelevanten Daten an eine Zwischenstelle gesendet werden müssen, damit Krankenkassen keinerlei Einsicht in die Daten haben. Nur der MDK darf auf diese Daten zurückgreifen. Datenschutzkonform ist das Verfahren allerdings nicht.

Ausserdem noch wichtig: sollte die Krankenkasse euren Antrag ablehnen, muss Sie dies innerhalb von 3 Wochen tun oder euch darüber schriftlich über eine Verlängerung der Entscheidung in Kenntnis setzen. Auch wenn es nur darum geht, dass Sie die Verordnung dem MDK vorgelegen möchten. So besagt es das Patientenrechtegesetz. Ihr habt zudem Anspruch auf Einsicht in das Gutachten des MDK’s. Ihr solltet also Widerspruch einlegen und euch genau erklären lassen, warum es zur Ablehnung kam. Die Unterstützung eures Diabetesteams kann hier sehr hilfreich sein.

Wenn dann eine Erprobung genehmigt wird, gehts los. Entweder die technische Einweisung erfolgt über einen Mitarbeiter der jeweiligen Firmen, oder die Praxis, in der ihr behandelt werdet, verfügt über eine Zertifizierung. Bei der technischen Einweisung dürfen keine therapiebeeinflussenden Einstellungen vorgenommen werden. Das darf erst das Diabetesteam machen.

Wie lange die Erprobung dauert ist unterschiedlich, manche Krankenkassen genehmigen nur für 3 Monate andere gleich für ein ganzes Jahr. Bisher begleite ich noch keinen Patienten, der am Ende seiner Erprobungsphase angekommen ist. Super wichtig ist, in regelmässigen Abständen die Daten auszuwerten und die Erreichung des Therapieziels zu dokumentieren. Ohne Sie und den dokumentierten Anpassungen ist eine abschließende Begutachtung kaum möglich. Wir haben wegen des großen Andrangs ein eigenes Konzept in der Praxis ausgearbeitet. Nach anfänglichen Schwierigkeiten klappt es ganz gut.


Ich bin gespannt, wie es weitergehen wird. Ein Update zu diesem Artikel wird es sicherlich geben. Stay tuned!

Meine Gedanken zum WDD2016

Seit 2000 ist die Zahl der Neuerkrankungen von Diabetes mellitus in Deutschland um 40% gestiegen. Der Löwenanteil fällt hierbei auf die Menschen mit Typ 2 Diabetes, ca. 6 Millionen und einer Dunkelziffer von 2 Millionen Erkrankten. Am Diabetes mellitus Typ 1 sind ca. 300.000 erkrankt, wovon 40.000 Menschen mit einer Insulinpumpe versorgt werden.

Dafür gibt es

4.100  Diabetologen/innen

3750   Diabetesberater/innen

7600  Diabetesassistent/innen

2650  Wundassistent/innen 2650

und das

in 1100 Schwerpunktpraxen und 160 Kliniken.

Aber schmerzlicher Weise sehe ich der Zukunft mit gemischten Gefühlen entgegen. Das liegt vielleicht auch an meinem Besuch der jährlichen Fachtagung der deutschen Diabetesgesellschaft.

Entweder waren die Beiträge auf einem Niveau, dass ich selbst kaum folgen konnte (und wenn dann nur deshalb, da ich im Studium einiges dazu gelernt habe) oder es wurde gefährliches Halbwissen verbreitet. Ich vermisse eine solide Basis, ein gesundes Mittelmaß an Informationsaufbereitung. Was ist da los?

Wieso wird über die Interpretation von CGM Kurven lamentiert, während mehr als die Hälfte der anwesenden im Saal noch nicht mal den Sinn von Bolusrechnern erkannt hat? Weshalb gibt es nach wie vor so wenige Lösungen, Daten auszuwerten und mit Behandlern zu teilen, die eine größere Kompatibilität aufweisen? Wie kann es sein, dass eine Firma, die keine herstellerunabhängige Datenauswertung anbietet, als eines der wenigen rTCGM- Systeme verordnet werden darf? Wieso können Patienten, die keine Emailadresse besitzen kein Flash Glucose Messsystem bestellen? Wieso wird 2016 das Auslesen von Blutzuckermessgeräten in der Diabetespraxis als Neuheit beworben und seine Vorteile hervorgehoben? Wieso können sich Patienten selbst ein „Closed-Loop-System“ bauen, aber in Deutschland wird das „Hyprid-Closed-Loop“ nicht vor 2018 verfügbar sein? Wieso wird beim Thema Diabetes in Schule und Kindergarten ein Schulbegleiter empfohlen?

Für 2017 wünsche ich mir sehr, dass es mehr Zeit zum Austausch gibt. Das ich in meiner Freizeit zu Fortbildungsveranstaltungen gehen kann, die mich mit einem guten Gefühl nach Hause gehen lassen. Das man wirklich diskutiert und nicht versucht anderen seine Meinung aufzudrücken. Das Themen wieder zeitgemäß sind. Das sich was in der Beratungslandschaft ändert. Das die bessere Vernetzung und Kommunikation nur einem zu Gute kommt: der bestmöglichen Unterstützung, für die 6 Millionen Menschen mit Diabetes in Deutschland.

Happy World Diabetes Day!

Vielen Dank!

Danke fürs Lesen, anklicken, Interesse zeigen und kommentieren! Auch wenns hier manchmal etwas stiller ist, freue ich mich über jegliches Feedback. Hauptsache: konstruktiv. Das ich mittlerweile für meinen klitzekleinen Blog 250 Likes bekommen habe, macht mich ganz schön stolz. 

Demnächst kommt nochmal ein Beitrag zum Thema Datenauswertung und zwar im praktischen Sinne. Ich bin und werde mich mit sämtlichen Systeme verbinden, um herauszufinden was sich lohnt und was nicht.

Die rtCGM = kontinuierliche Realtime Glukosemessung und ihr Einzug in die kassenärztliche Versorgung wird ebenfalls ein Thema werden. 

Desweiteren möchte ich noch gerne was zum Thema Insulinpumpe verwursten: hilfreiche Tipps und Erfahrungen zur Antragstellung, Folgeversorgung oder dem ein oder anderen Fallstrick.

Stay tuned!

#diabetesdata

 

Schreibst Du noch Tagebuch oder liest du schon aus?

Seit etlichen Jahren, bin ich mehr als ein großer Freund des elektronischen Datenmanagements in der diabetologischen Schwerpunktpraxis. Jeder Patient, der sich zu uns verirrt weiß, dass er sein Gerät zum Auslesen mitbringen muss. Ohne diese Daten wird das anschließende Arztgespräch oder der Gesprächstermin bei der Diabetesberaterin schwierig. Bisher haben wir es keinen Tag bereut uns für dieses Vorgehen entschieden zu haben. Es war ein etwas steiniger Weg, aber es hat sich gelohnt.

Das Thema des Datenmanagements von Blutzuckerwerten, Insulineinheiten und Kohlenhydraten ist kein wirklich neues. Umso erstaunter bin ich, dass es nach wie vor so wenige Lösungen gibt, Diabetesdaten ordentlich aufzubereiten, auszuwerten und mit seinem Arzt bzw. Diabetesteam teilen zu können. Und das Hersteller unabhängig und vielleicht sogar noch mit verschiedenen Devices mehrerer Anbieter. Viele Apps bereiten die Daten für die Endnutzer mittlerweile gut auf, der Behandler sieht aber nur wenig davon. Von den rechtlichen Aspekten und dem Datenschutz mal ganz zu schweigen.

Vor einigen Jahren war ich es leid tausend Kabel und Treiber verwalten zu müssen, ständig hinter aktuellen Updates her zu rennen und mit einer miesen Graphik klar kommen zu müssen. Tja und das war damals gar nicht so einfach. Bis auf die Diabass Pro ©Software gab es keinen herstellerunabhängigen Anbieter. Nach einiger Zeit und der nötigen Recherche wurde ich dann fündig: das schwedische Unternehmen Diasend© schien eine Alternative zu bieten.

Diasend 5

 

 

Diasend 6

Diasend 7

 

Diasend© möchte durch die Optimierung der Verwaltung von Diabetesdaten beitragen. Die umfassende und marktführende Lösung des Unternehmens übernimmt die Übertragung, Speicherung und Analyse von Daten von mehr als 130 verschiedenen Blutzuckermessgeräten, Insulinpumpen, CGM-Systemen und führenden Activity Trackern. Die Produkte und Services von Diasend sind alle von der FDA zugelassen und CE-zertifiziert und werden momentan in 17 Ländern genutzt. Der Hauptsitz des Unternehmens befindet sich in Göteborg, Schweden, mit Tochtergesellschaften in Chicago und London. 2016 nutzen 2500 Kliniken und 130.000 Patienten die Diasend Software.

Herzstück des Diasend Clinic ©in der Schwerpunktpraxis ist hierbei der Clinic© Transmitter. Mit Hilfen des kleinen Kastens können alle Geräte mit oder ohne Kabel ausgelesen werden. Lediglich Medtronic© macht mit seiner Carelink© Software die Ausnahme. Tschüss Treiber, Tschüss neue Kabel, Tschüss umständliches Einlesen. Seit der Einführungen habe ich nur einmal ein Problem mit dem System gehabt. Die Updates laufen vollautomatisch 2 x pro Jahr. Die Sicherheitsbestimmungen entsprechen deutschen Standards, was den Datenschutz betrifft und sind mehrfach verschlüsselt. Ich brauche keinen Speicherplatz, da die Software webbasiert ist. Hello Ehealth!


Für mich bisher die beste Lösung, da ich nur eine funktionierende Internetverbindungen brauche. Die Software muss kaum gewartet werden bzw. benötige ich nicht ständigen Support. Der ist leider durch die wenige Nutzung in Deutschland bisher recht dürftig. Auch wäre eine Anpassung der Oberfläche und der Graphiken wichtig. Nichtsdestotrotz: das wichtigste findet man auf einen Blick.

 

Als Patient kann man Diasend© Personal am PC nutzen und sich mit dem Praxiskonto des Diadocs verbinden. Das Ganze ist auch per App möglich. Richtig cool scheint hierbei die Anbindung an den Dexcom G5 zu sein. Die Aufbereitung der Berichte ist wohl um einiges besser als in der G5 App. Ich bin wirklich sehr gespannt was sich im Bereich Data Sharing im Gesundheitsbereich verändern wird.

Für den nächsten Post werde ich mir etwas mehr Zeit nehmen, da ich es neue Ernährungsweisen wie Paleo, Vegan und Co gehen soll. Bis dahin.. stay tuned!

Bolusrechner, die dritte #rechenass

Herrje, wie die Zeit vergeht. Da muss einen erste eine fiese Grippe erwischen, dass man wieder zum Schreiben kommt.

Um meine Reihe der Bolusrechner abzuschließen, kommt heute der Bolusrechner aus der mySugr® App dran. Viele von euch kennen die App dank der TV-Werbung auch in Zusammenhang mit dem Accu.Chek® Connect. Solltet ihr dieses verwenden, kriegt ihr die Pro Version gratis.

Feine Sache, allerdings soll es hier nun tatsächlich nur, um die Funktion Bolusberechnung in der App gehen.

Zu finden ist der Bolusrechner unter Profil & Einstellungen. Bei den Einstellungen lässt sich die Funktion Bolusrechner verwenden aktivieren.

 



Danach lassen sich die genauen Einstellungen vornehmen. Es kann neben dem Diabetes-Typ auch das Insulin, die Wirkdauer des Insulins, sowie die Größe der Insulineinheiten bestimmt werden.

 


Nun werden die Zeitblöcke mit Uhrzeiten, sowie den BE/KE-Faktoren bestimmt. Zuvor könnt ihr diese ,unter dem Menüpunkt Profil & Einstellungen, unter Therapie festlegen: nach Gramm, Kohlenhydrateinheiten oder nach den klassischen Broteinheiten.

 
Im Anschluss werden die Zeitblöcke der Korrekturfaktoren eingestellt.

 


Der Kohlenhydrat-Korrekturfaktor lässt sich ebenfalls einstellen. Wie man denn genau ermittelt, besprecht ihr am besten mit eurem Diabetesteam. In unserer Einrichtung wird diese Einstellung nicht benutzt.

 


Zum Schluss noch der Blutzuckerzielwert. Fertig!

 


Und so sieht dann die Berechnung aus:

 

 

Die Features im Überblick:
+ sehr übersichtliche und ansprechende Menuführung

große Auswahl an Möglichkeiten der Dokumentation

+ einfaches Erstellen von Berichten, HbA1c-Schätzung möglich

+ manuelle Eingabe von Blutzuckerwerten zur Verwendung des Bolusrechners möglich

 

– Kohlenhydrat-Korrekturfaktor in der Praxis eher unüblich

– keine Möglichkeit auf einen einfachen Modus umzustellen

 

Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Überblick verschaffen, was es aktuell für Bolusrechner gibt und wo ihre Stärken und Schwächen liegen.

Ich mach mir mal einen Tee und wünsche euch allen ein schönes und erholsames Wochenende. Stay tuned!

Bolusrechner, die zweite #zahlenversteher

Auf geht’s in Runde zwei der aktuellen Bolusrechner. Heute möchte ich euch den FreeStyle InsuLinx® von Abott vorstellen. Die Funktionen des Bolusrechners sind auch im FreeStyle Libre® verfügbar. Der Bolusrechner kann aber nur verwendet werden, wenn eine herkömmliche Blutzuckermessung samt Teststreifen durchgeführt wird. Ein Scan kann hierbei nicht herangezogen werden.

Im Gegensatz zu anderen Rechnern, wird bei Aktivierung des Gerätes ein Code benötigt. Dieser ist aber für jedes Gerät derselbe, weshalb eine Einstellung auch ohne medizinisches Fachpersonal möglich ist. Nach der Eingabe des fünfstelligen Codes kann man zunächst die Dosierschritte wählen ( 0,5 oder 1 Einheit). Danach hat man die Wahl zwischen einem einfachen und einem erweiterten Modus. Der einfache Modus erlaubt es, z.B. bei festen Spritzschemata, diese ins Gerät einzugeben. Hierzu gibt man zu den drei festen Mahlzeiten die Einheiten ein, welche bei einem gutem Blutzuckerwert benötigt werden. Danach gibt man den Zielbereich ein und zum Schluss noch die Menge des Insulins, welches zur Korrektur benötigt wird. Fertig!

Anders sieht es beim erweiterten Modus aus. Hier hat man dann die Möglichkeiten BE/KE-Faktoren einzugeben sowie Korrekturfaktoren festzulegen. Daneben ist es möglich entweder einen Zielbereich oder einen Zielwert festzulegen. Ausserdem wird noch die Wirkzeit des Insulins eingegeben. Möchte man sich die Wirkung anzeigen lassen, erscheint ein kleines Männchen im Display, sobald Insulin als abgegeben eingespeichert wird. Das Männchen ist zu Beginn gefüllt und je länger die letzte Injektion zurückliegt, desto weniger ist die Befüllung. Leider lassen sich die Zeitblöcke nicht ändern, was ich mit als das größte Manko dieses Rechners ansehe. Der Morgenblock ist von 04.00-10.00 Uhr, der Mittagsblock von 10.00-16.00 Uhr, der Abendblock von 16.00-22.00 Uhr und der Nachtblock von 22.00-04.00 Uhr.


Die Features im Überblick:

+ Wahl zwischen einfachem und erweiterten Modus

+ Einfaches Auslesen der Daten am PC

+ beim FreeStyle Libre® auch Ketonmessung möglich

+ Beleutung des Teststreifens und Displays möglich

 

– keine manuelle Bearbeitung der Zeitblöcke möglich

– keine manuelle Eingabe von Basisinsulin möglich, ohne einen Blutzuckerwert zu messen

– keine App Anbindung möglich

Der entscheidende Vorteil des FreeStyle InsuLinx®ist , dass eine sehr schnelle Einstellung gerade bei festen Insulineinheiten möglich ist. Zudem benötigt der Teststreifen des FreeStyle Lite® nach wie vor mit am wenigsten Blut. Das Blut lässt sich von beiden Seiten auftragen und: ist zu wenig Blut aufgetragen worden, kann nachgetropft werden.

Weniger gut gelungen sind die Funktionen des Gerätes, sowie die fehlende Möglichkeit auch individuelle Einstellungen bei intensivierter Insulintherapie vornehmen zu können. 

In den kommenden Tagen möchte ich euch dann den Bolusrechner der MySugr® App vorstellen. Stay tuned und schönes Wochenende!

Bolusrechner, die erste #datensammler

Heute startet meine neue Reihe zum Thema elektronische Bolusberechnung. Was in der Pumpentherapie seit Jahren dazu gehört, ist bei anderen Patientengruppen eher ein Nischenthema. In weiteren Beiträgen erfahrt ihr alles über die meist genutzten Geräte und Apps, sowie was Sie können oder Sie auszeichnet. Ich finde es echt schade, wie wenig das Thema in der Diabetesberatung besprochen wird. Ich kann die Bedenken der Gegner, der Bolusrechner wäre etwas für Faule und die Patienten würden sich zu sehr auf diesen verlassen, allerdings nicht teilen. Letztendlich entscheidet jeder selbst, was im hilft und was nicht. Diabetesmanagement bedeutet auch Datenmanagement und hierbei kann ein Bolusrechner die nervige Dokumentationsarbeit etwas vereinfachen.

P.S. die elektronische Dokumentation wird bei der Krankenkasse, dem MDK oder anderen Stellen z.B. bei der Beantragung des Schwerbehindertenausweises akzeptiert.

Was kann der Bolusrechner? Im Alltag helfen, die richtige Insulinmenge zum Essen oder zur Blutzuckerkorrektur zu ermitteln. Er berücksichtigt dabei auch, wann die letzte Insulingabe erfolgt ist (sofern diese im Gerät erfasst wurde) und kann somit den „Überlappungseffekt“ der Insulinwirkung mit anschließender Unterzuckerung verhindern. Für mich die überragende Funktion des Rechners. Ich wüsste nicht mehr, wie viel von meinem Insulin noch wirkt, welches ich vor 4 Stunden abgegeben habe.

Was kann der Bolusrechner nicht? Denken. Er kann nur das berechnen, was eingegeben bzw. eingestellt wurde. Ums zusammenzufassen: werden alle Angaben wie BE-Faktoren, Korrekturfaktor, Zielbereich sowie Wirkzeit des Insulins eingestellt kann es losgehen.


Starten möchte ich gerne mit dem Klassiker unter der Bolusrechnern, dem AccuChek® Aviva Expert. Eigentlich gab es das Gerät zunächst nur, wenn man Nutzer der AccuChek®Combo Insulinpumpe war. Viele ICT-Patienten wollten aber auch gerne die Funktionen, die das Blutzuckermesssystem geboten hat nutzen. Deshalb gab es dann auch ein Standalone Gerät. Die Menüführung ist übersichtlich, die Programmierung erfolgt, wie bei fast allen Bolusrechner nach folgenden Schritten:

  1. Grundeinstellungen: Datum, Uhrzeit, Einheiten
  2. Einstellung der Zeitblöcke*
  3. Einstellung der Gesundheitsereignisse**
  4. Einstellung von Erinnerungsfunktionen für Blutzuckermessungen nach Unter-oder Überzuckerungen, Wecker oder Erinnerung an Arztbesuche

* Mein Tipp aus der Praxis: immer nach den genauen Zeitpunkten fragen. So kann der „Frühstückszeitpunkt“ sowohl unter der Woche als auch fürs Wochenende passen. Im Falle vom AccuChek® Aviva Expert wäre das zum Beispiel der zweite Zeitblock: Beginn ist dann der frühste Zeitpunkt, an dem gegessen wird bzw. der BE-Faktor zur Anwendung kommen soll. Ende ist der späteste Zeitpunkt. Für mich wäre das dann ein Zeitblock von 07:00 – 12.00 Uhr. Erst nach 12.00 Uhr würde mein Mittagsfaktor Berücksichtigung finden. Der Zielwert ist übrigens der Mittelwert der angezeigten Werte. Steht bei mir ein Zielbereich von 100-140 mg/dl wäre der Zielwert 120 mg/dl. Die Korrektur erfolgt dann erst ab 140 mg/dl auf 120 mg/dl, mit dem angegebenen Faktor der unter der Insulinsensitivität zu finden ist.

** Die Gesundheitsereignisse können angewendet werden, wenn bei der Berechnung der Bolusmenge noch Bewegung oder Krankheit Berücksichtigung finden sollen. Die Einstellung erfolgt über die Funktion Einstellungen und dem Punkt Bolusvorschlag. Unter den Zeitblöcken lassen sich Gesundheitsereignisse einstellen. Als Standard stelle meist folgendes ein: Sport 1 – 50%, Sport 2 – 30%, Krankheit + 30 %. Wenn die Funktion genutzt wird, erfolgen dann natürlich noch individuelle Anpassungen. Und was heisst das jetzt? Wenn ich gerade Sport gemacht habe und etwas esse und bei der Bolusberechnung Sport 1 anwähle, wird mein Bolus halbiert.

Wenn ich Patienten das erste Mal Blutzuckermessgeräte mit der Funktion der Bolusberechnung berate, nehme ich die Einstellungen anhand der persönlichen Angaben selbst vor. Geübt werden im Anschluss nur einige Blutzuckermessungen und die Handhabung sowie Dateneingabe im Gerät. Denn je einfacher die Erklärung ist, um so eher wird damit gearbeitet. Meine älteste Nutzerin ist weit über 80 und ist mehr als begeistert. Danach heisst es immer: learning by doing! Wer sich wirklich dafür interessiert, wie man Einstellung anpasst und was daraus resultiert, bekommt dafür einen extra Termin.

Nach mittlerweile gefühlten hunderten Einstellungen von Bolusrechnern jeglicher Art, kann ich aus Erfahrung sagen: je genauer und präziser die Einstellungen vorgenommen werden, umso besser können Patienten mit den Geräten arbeiten. Das Gerät soll nicht nerven, sondern helfen. Wenn ich fast jeden Bolusvorschlag, wegen falscher Angaben korrigieren muss, macht er wenig Sinn. Deshalb frage ich spätestens beim nächsten Termin nach, ob das Gerät gut eingestellt worden ist oder nicht.

Die Features im Überblick:

+ individuell einstellbare Zeitblöcke

+ Einstellung eines Sicherheitsfensters, Snackgrößen sowie Gesundheitsereignisse

+ Auslesen des Daten über die Accucheck SMART Pix Software oder das Connect Onlineportal

+ Eingabe von Basalinsulin möglich

+ Abgabe der Geräte nur durch medizinisches Fachpersonal

 

– Größe des Gerätes

– keine Ketonmessung möglich

– keine Einstellung von Zeitblöcken fürs Wochenende möglich

– keine manuelle Eingabe von Blutzuckerwerten sowie anschließender Bolusberechnung möglich

– bei Inbetriebnahme muss die Berechnungseinheit ( BE/KE/KH) festgelegt werden, diese kann abschließend nicht mehr geändert werden

– keine App Anbindung möglich

Nicht unerwähnt soll hier das AccuChek® Connect bleiben. Das Blutzuckermessgerät hat zwar keinen integrierten Bolusrechner, lässt sich aber die dazugehörige App erweitern. Diese funktioniert genauso wie der Bolusrechner des AccuChek® Aviva Expert. Die Freischaltung erfolgt hierbei über einen einmaligen Code, den es nur von medizinischem Fachpersonal gibt. Nennenswerte Zusatzfunktionen: Möglichkeit Fotos bei der BE-Angabe zu hinterlegen, SMS-Funktion (Senden der Werte an ein weiteres Mobiltelefon) sowie kabellose Übertragung aller Werte und Angaben ins dazugehörige Patientenonlineportal.

Der entscheidende Vorteil des AccuChek® Aviva Expert ist, dass eine sehr individuelle und präzise Einstellung des Gerätes möglich ist. Bisher der einzige, der sich so nach Maß einstellen lässt. Auch der einfache Datenaustausch stellt für mich ein dickes Plus dar.

Weniger gut finde ich nach wie vor die Größe, sowie die fehlende Möglichkeit auch eine einfache Berechnung ( nur nach Zielwert und festen Insulineinheiten) vornehmen zu können. Für die App gilt: eine schnellere Übertragung der Blutzuckerwerte auf die App wäre wünschenswert.

 

Die nächsten Tage möchte ich euch dann den Bolusrechner im FreeStyle InsuLinx bzw. FreeStyle Libre vorstellen. Bis dahin & stay tuned.

 

 

 

 

 

 

#nogo’s#unwoerter

So sehen Einladungen aus. Für Fortbildungen. Mit Unwörtern.

Es gibt sie diese Wörter, die beim Lesen schon weh tun. Für euch mit Typ 1 Diabetes gibt es sogar ganze Sätze, die ihr bestimmt nicht mehr hören könnt.

“ Dass du das essen darfst!“ oder

“ Hast du schlimmen Zucker?“

Mein neues „Nicht-Lieblingswort“ lautet: diabetesgerecht. Was bitteschön soll das sein? Diabetesgerechte Ernährung. Lese ich immer wieder. Ist ungefähr so, wie das vegane Hörnchen. Völlig sinnbefreit. Es gibt gesunde und ungesunde Ernährung. Nicht mehr und nicht weniger. Ich hoffe auf Besserung.

Klar gibt es Krankheiten, wie die Fettstoffwechselstörung oder Nierenerkrankungen, die einer anderen Ernährung bedürfen. Aber mit dem Diabetes hat das rein gar nichts zu tun!

#just sayin